Über die Entstehung und Weihe der Mohrdorfer Kirche ist uns bisher keine Überlieferung bekannt geworden. Der Gründer und Bauherr ist ebenso unbekannt wie die Struktur der Bevölkerung im Dorf selbst. Die Familie von der Osten besaß zu früher Zeit das Kirchenpatronat in Groß Mohrdorf. Sie ließ sich um 1285 (Dendrodatierung des Dachstuhls) einen Adelssitz in der heutigen Stralsunder Schillstraße (das spätere Hintergebäude der Kramercompagnie) errichten. Die grün glasierten Formsteine des Groß Mohrdorfer Spitzbogenfrieses kamen auch dort zur Anwendung. Dies könnte ein Hinweis auf die mögliche gemeinsame Bauherrnschaft sein. Da der Ort Groß Mohrdorf zeitweise zum Besitz des rügenschen Fürsten gehörte, ist ein Einfluss von dort ebenfalls denkbar.
Die fehlenden Angaben über den Bauverlauf sollen durch eine eingehende Baubetrachtung ersetzt werden, die nicht zu exakten Jahreszahlen, sondern zu relativen Zeitunterschieden für die einzelnen Bauabschnitte kommt. Die im Folgenden beschriebenen Beobachtungen wurden von Peter Ramm aus Merseburg unter Benutzung bekannter und bei der letzten Renovierung durch Dr. Baier, Schwerin und L. Mannewitz, Rostock, neu hinzugekommener Erkenntnisse gemacht.
In der Regel wurden die Kirchen von Osten nach Westen errichtet, so dass der Chor mit dem Altar in Richtung Sonnenaufgang, zum Heiligen Land hinweist. Allem Anschein nach wurde in Mohrdorf in gleicher Weise vorgegangen. Zuerst wurde der Altarraum mit dem südlichen Anbau errichtet, der die Sakristei und – möglicherweise von dieser getrennt – einen Eingang aufnahm. Dieser Anbau ist ursprünglich gewölbt gewesen. Die gleichzeitige Erstellung beider Gebäudeteile ist auf Grund des umlaufenden Sockelprofils aus glasierten Ziegeln und der fugenlosen Verbindung beider Gebäudeteile im unteren Bereich anzunehmen. Die beiden Gebäude erlaubten bei provisorischem Verschluss des Chores zum Schiff hin den Gottesdienst zu einer Zeit, in der der Kirchenbau westwärts weitergeführt wurde. An der dreischiffigen Halle setzen sich das Sockelprofil und der Spitzbogenfries unter der Traufe fort. An der Nordostecke unterstützt ein Strebepfeiler den dort auf beide Mauern zusammenlaufenden Gewölbedruck; er wird auf der Südseite durch die Wand des Choranbaues ersetzt. Dafür, dass der Kirchenbau mit dem Chor begann, sprechen neben dem Fehlen dieses Strebepfeilers die oberhalb der Gewölbe an den westlichen Chormauern sichtbaren Verzahnungsvorbereitungen für das Mauerwerk des Schiffes, die als vortretende halbe Steine auffallen.
Vorsorglich sind diese Verbindungsstellen auf beiden Seiten breiter angelegt worden als sie dann beim Fortgang des Kirchbaues nötig wurden. An das im Grundriss etwa quadratische Schiff schließt westwärts ein Turmvorbau mit südöstlich angeschlossenem Treppenaufgang an. Das gleiche Sockelprofil und der hier gut erhaltene Spitzbogenfries umlaufen auch den Turm und deuten auf eine Einheitlichkeit des Außenbaus hin. – Der flächig gemauerte Zickzackfries am Chor, der einfach umlaufende Spitzbogenfries, die Ecklisenen am unteren Turmteil, der durch Umbauten stellenweise reduzierte Dreieckfries am Choranbau und Kämpferansätze an den Rippen des nördlichen Seitenportals kennzeichnen den Bau als frühgotisch.
Im Inneren sind die durchlaufenden stark gegliederten Dienste des Triumphbogens und des Kreuzgewölbes im Chor Zeichen der gleichen Zeit. Demnach kann der Baubeginn für das letzte Drittel des 13. Jh. angenommen werden. Die Einwölbung mit je zwei Jochen eines Kreuzgewölbes im Chor, in den Haupt- und in den Seitenschiffen und mit je einem Joch in den drei Turmhallen ist anhand des ähnlichen Rippenprofils, der gleichen Erstausmalung und der schlichten achteckigen Säulen als hochgotisch, aus der Mitte des 14. Jh. zu bezeichnen. Es fällt allerdings ein etwas feineres Rippenprofil im Turmgewölbe auf, was für ein höheres Alter sprechen könnte. Die Kirche ist als dreischiffige Halle mit gleichhohen Haupt- und Seitenschiffen ausgeführt worden, die sich in die zum Schiff hin geöffneten Turmhallen fortsetzen. Unter dem bis zu sieben Farbschichten zählenden Innenauftrag traten auf der ersten Schicht Reste von Malereien und ein die im diagonalen Wechsel schwarz und rot gestalteten Rippen begleitendes einfaches Kleeblattornament zu Tage, das in der mittleren Turmhalle noch gut erhalten ist.
Im Chor kamen spärliche, auf eine dünne Kalkschicht gemalte Reste einer Darstellung des Jüngsten Gerichtes hervor, an den Fensternischen des polygonalen Chorabschlusses wurden ebenso geringe Reste von Apostelfiguren gefunden. In den Kappen des ersten Hauptschiffjoches sind Engel erhalten, und im mittleren Gurtbogen des Turmes, durch den die Turmhalle an das Hauptschiff angeschlossen ist, konnte eine gut erhaltene Malerei aus der Mitte des 14. Jh. freigelegt werden. Dargestellt sind am Südbogen Johannes der Täufer, darüber Maria mit dem Kind, nördlich der Prophet Jeremia und Christus als Weltenrichter - auf dem Regenbogen sitzend mit Schwert und Lilie, umgeben von den vier Symbolen der Evangelisten. Die Wandmalerei wird nach den Merkmalen der Inschriften auf die Mitte des 14. Jh. datiert. An der Wand des nördlichen Seitenschiffes sind Reste einer Malerei, datiert um 1500, zu sehen. Sie beweisen, dass an dieser Stelle noch keine Emporen gestanden haben können.
Unklar bleibt das ursprüngliche Aussehen des oberen Turmgeschosses. Im Inneren sind ungleichmäßig abgetragene Reste eines Zentralturmes vorhanden. Die Mauerstärke von etwa einem Meter lässt eine ehemals größere Höhe vermuten. Da außerdem im Turmgewölbe relativ viel Schutt liegt, die oberen Mauerringe des Treppenaufganges ausgebrochen waren und auf der Außenmauer des Schiffes fünf Ziegelschichten fehlen, muss mit einer Katastrophe an der Kirche – wahrscheinlich kurze Zeit nach der Fertigstellung – gerechnet werden. Ob diese vor oder nach der Einwölbung erfolgte, kann nicht entschieden werden – Spuren eines älteren zerstörten Gewölbes sind nicht vorhanden. Da die westliche Außenwand des Turmes oberhalb des Spitzbogenfrieses einen Absatz zeigt und von innen Bindungsstellen zum früheren Turmbau fehlen, ist anzunehmen, dass dieser obere Turmteil nach der Zerstörung neu errichtet worden ist. Die schöne Geschlossenheit der westlichen Turmfront ist von späteren Bauvorhaben am Turm (1684 wird auf einer Gedächtnistafel davon berichtet) offenbar unberührt geblieben.
Nach ihrer Zerstörung im 30-jährigen Krieg waren drei Fenster bis zu ihrer Erneuerung 1899 in Holz gefasst und im oberen Teil zugemauert. West- und Südportal an Turm und Schiff wurden 1900 neu verblendet.
Die erste Empore stammt - als Patronatsloge derer von der Osten - aus dem Jahre 1547, wie es die Jahreszahl unter dem Wappen im Mittelfeld der Renaissancetäfelung angibt. Sie steht im östlichen Teil des nördlichen Seitenschiffes und ist beim Einbau einer Doppelempore in der mittleren Turmhalle 1724 aus dieser an ihren jetzigen Platz gekommen. Die drei anderen Seitenemporen sind erst im 19. Jh. dazugekommen – sie gleichen einander in der Gestaltung wie in der Einpassung in die Seitenschiffe. Die Emporen und die früher nummerierten und mit Ortsnamen versehenen Bankreihen im Kirchenschiff gehörten bestimmten Dörfern des Kirchspiels und wurden wieder nach Männer- und Frauenbänken unterschieden. Die Anzahl der Plätze wurde nach den Hufen der einzelnen Dörfer festgelegt. Im Choranbau wurde im Jahr 1724 der obere Teil der Patronatsloge der Familie v. Klot-Trautvetter aus Hohendorf umgebaut, wozu eine Erhöhung des Daches vom Anbau und die Zusetzung des Fensters an der Südwand des Chores notwendig waren. Dabei wurde die Außenwand des Choranbaus durch den Einbruch eines Fensters verändert.
Im Altarraum standen bis zur 1967 durchgeführten Renovierung eine Anzahl von separaten Herrschaftsstühlen und ein Beichtstuhl im Rokoko-Stil, der sich heute in der nördlichen Turmhalle befindet. An die Stelle der beiden Turmemporen trat 1870, beim Einbau der Orgel, die neugotische Orgelempore.
Im Jahre 1678 wird von einer großen und einer kleinen Glocke berichtet. Ein Schlag auf der großen kostete 6 und einer auf der kleinen 4 Schillinge; für die Gutsbesitzer wurden beide Glocken für 16 Schillinge pro Doppelschlag geläutet. Ebenfalls 1678 wird eine später abhanden gekommene gotische steinerne Taufe zum letzten Mal erwähnt, deren Fuß sich zwischenzeitig wiedergefunden hat. Vor dem Altar und unter der Kanzel liegen zwei Grabplatten mit den Namen Berthold (1564) und Goetke von der Osten (1613). Ein Renaissanceepitaph aus Sandstein an der Nordwand des Altarraumes gilt dem Gedenken an Goetke und seiner Gattin. Es stellt die Auferstehung, die knienden Gestalten der Verstorbenen und seitlich zweimal 8 Wappen der Familie dar. In der Kirche befinden sich außerdem noch drei Erdbegräbnisse verschiedener Gutsbesitzer.
Der Altar und die Kanzel sind Arbeiten des Stralsunder Bildhauers Johann Wendt aus den Jahren 1700 und 1702. Der Altaraufsatz ist zweigeschossig mit gewundenen Säulen, Akanthusdekor und Relief. Abendmahl, Kreuzigung und Auferstehung sind dargestellt, umrandet von Medaillons mit Passionsszenen, seitlichen Figuren, Petrus und Paulus sowie zwei Engeln. In der Bekrönung über allem sichtbar der himmelfahrende Christus mit Aposteln. Die Kanzel erhebt sich über der Mosesfigur. Das Portal ist mit gewundenen Säulen verziert. Zahlreiche Reliefs in geschnitzter Akanthusrahmung und am Korb Szenen aus dem Leben Jesu zieren die Kanzel. Auf dem Schalldeckel steht ein Aufsatz mit alttestamentlichen Szenen und Figuren, bekrönt von der Madonna mit dem Kind. Am Portal sind der Gute Hirte und Apostel dargestellt und am Aufgang die Evangelisten Markus und Matthäus. Die Orgel wurde von Friedrich A. Mehmel 1870 gebaut. Nach der Visitationsurkunde von 1678 wurde - den angegeben Maßen entsprechend - ein jetzt in der südlichen Turmhalle befindliches Kruzifix gestiftet. Die Datierung des Bildwerkes ist umstritten. Der Faltenwurf des Lendentuches der Christusfigur lässt barocke Züge erkennen, während das in der Größe nicht ganz dazu passende Kreuz nach seinen Stilelementen in das 16. Jahrhundert zu gehören scheint. Eine heute verschwundene, ehemals unter dem Kreuz befindliche Inschrifttafel besagte: Dieses hat zu Gottes Ehrn und der Kirchen zur Zirde geschenkt Tiet Fax, von seinen nachkommen haben solches wieder erneuern lassen Jochen Fax und Hinrich Fax 1757. (Foto im Landesamt für Kultur- und Denkmalpflege). In der Kirche befinden sich außerdem Pult- und Taufengel vom Anfang und ein Kronleuchter aus der Mitte des 18. Jahrhunderts.
Es ist nur noch eine der beiden Glocken erhalten. Sie stammt von 1864 von Simon Zach aus Stralsund.
Der Taufengel der Kirche zu Groß Mohrdorf ist einer der schönsten Taufengel in Nordvorpommern und wurde von Elias Kessler (1685-1730), zweifellos dem berühmtesten Bildhauer Stralsunds gearbeitet. Der Engel kam 1724 in die Kirche zu Groß Mohrdorf und hing vor dem Altar, bis er im Jahre 1945 herabstürzte und stark beschädigt wurde. Viele Jahre lagerte er im nördlichen Seitenschiff. 2009 wurde er ausgelagert und wurde vor kurzem in der Hochschule für Bildende Künste Dresden restauriert und ergänzt; in nächster Zeit soll er wieder aufgehängt werden.
* Dieser Text wurde nach der ursprünglichen Fassung vom seinerzeit praktizierenden Tierarzt Dr. H. Prange zusammengestellt.